Nach den Explosionen im Hafen von Beirut am Dienstag hat Israel dem Libanon Hilfe angeboten und ist bereit, medizinische Ausrüstung in das Land zu liefern. Medienberichten zufolge sind die Gespräche Israels mit UN-Vermittlern weit fortgeschritten, die libanesische Regierung hat jedoch noch nicht reagiert. Bei den Explosionen kamen mindestens 135 Menschen ums Leben, etwa 5.000 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Beobachter vermuten, dass die Opferzahl bereits bei rund 400 Toten liegt. Israel und der Libanon befinden sich seit 1948 offiziell im Krieg. Zuletzt führte Israel 2006 einen Krieg gegen die im Libanon agierende schiitische Terrororganisation Hisbollah, die vom Iran unterstützt wird und seit 2005 an jeder libanesischen Regierung beteiligt war. Seit rund 10 Tagen ist die Situation an der israelisch-libanesischen Grenze angespannt, nachdem mehrere Hisbollah-Terroristen kurzzeitig in den israelischen Teil der Golanhöhen eingedrungen waren. Israel hat in der Vergangenheit verfeindeten Nationen oft humanitäre Hilfe angeboten, z.B. dem Iran und dem Irak, nachdem die beiden Länder 2017 von einem schweren Erdbeben erschüttert worden waren. Die meisten Hilfsangebote an verfeindete Staaten sind bisher abgelehnt worden. Während des syrischen Bürgerkriegs versorgten israelische Krankenhäuser in Koordination mit der israelischen Armee tausende verwundete syrische Zivilisten.
Foto: IDF, Fahnen des Libanons und Israels, Symbolbild
Gebetsanliegen: Beten wir, dass der Libanon Israels Hilfsangebot annimmt. Lasst uns auch für eine rasche und vollkommene Genesung der Verwundeten beten. Beten wir, dass Gott sich über den Libanon erbarmt und ihm Frieden und Freiheit schenkt.
Israels Ärzte appellieren an den Libanon: „Nehmt unsere Hilfe an“
Israelische Ärzte und Krankenhäuser haben den Libanon aufgerufen, Verletzte, die bei den Explosionen im Hafen von Beirut am Dienstag verwundet wurden, in Israel medizinisch behandeln zu lassen. „Bitte, bitte, lasst die Politik ruhen und nehmt unsere Hilfe an“, appellierte Prof. Anthony Luder, leitender Kinderarzt im Ziv Medical Center in Safed. „Es wird unnötiges Leid und Tod bedeuten“, sollte es den Verwundeten verwehrt werden, in Hilfe Israel zu erhalten, erklärte er. Luder hatte bei der Behandlung syrischer Zivilisten 2013-2018 im Krankenhaus von Safed eine zentrale Rolle eingenommen. Weder der Libanon noch die arabischen Nachbarstaaten seien in der Lage, die Verwundeten zu behandeln, sagte Luder. Salman Zarka, Direktor des Ziv Medical Centers, zeigte sich besorgt, dass die im Libanon agierende schiitische Terrororganisation Hisbollah Libanesen die Behandlung in Israel nicht erlauben werde. Er forderte sie jedoch auf, humanitären Anliegen den Vorrang zu geben. Die Hisbollah, die vom Iran unterstützt wird und seit 2005 an jeder libanesischen Regierung beteiligt ist, will die Vernichtung Israels. Außerdem ist Libanesen jeglicher Kontakt zu Israel oder Israelis, sei es persönlich, telefonisch oder online, gesetzlich verboten. Neben dem Ziv Medical Center boten auch Krankenhäuser in Naharija, Haifa und Ramat Gan an, Verwundete aus dem Libanon aufzunehmen.
Israel: Sorge um Sicherheit im Hafen von Haifa
Einat Kalish-Rotem, Bürgermeisterin von Haifa, hat am Mittwoch vor einem „Horror-Szenario“, vergleichbar mit den Explosionen in Beirut, in der nordisraelischen Hafenstadt gewarnt. In der Bucht von Haifa leben rund 900.000 Israelis in der Nähe von zwei Hafenanlagen und über 60 Industrieanlagen, einschließlich Ölraffinerien, Kraftwerken und Lagereinrichtungen. Die Explosion im Hafen von Beirut am Dienstag sei ein „Weckruf“ gewesen, sagte Kalish-Rotem. Auch Umweltschutzministerin Gila Gamliel warnte vor einer vergleichbaren Katastrophe in Haifa. Sie erklärte, es werde bereits an einem Plan gearbeitet, demzufolge Chemielager in den nächsten fünf Jahren aus der Metropolregion Haifa verlegt werden sollen. Eine Anfang 2019 veröffentlichte Untersuchung, die von der Regierung in Auftrag gegeben worden war, kam zu dem Schluss, dass das Risiko gefährlicher Zwischenfälle in den Industrieanlagen von Haifa gering sei. Jedoch warnte der Bericht, einige Einrichtungen, darunter Produktionsstätten von Düngemitteln und petrochemische Anlagen, müssten genauer untersucht werden.
Corona-Krise: Quarantänezeit reduziert, einzelne Maßnahmen wieder aufgehoben
Israel will die Quarantänezeit für Kontaktpersonen von Corona-Patienten um zwei Tage reduzieren. Damit sollen der israelischen Wirtschaft jeden Monat hunderttausende Arbeitstage weniger verloren gehen. Die vom Inlandsgeheimdienst Schin Bet vorgenommene Auswertung von Handydaten zur Nachverfolgung von Kontaktpersonen soll um weitere drei Wochen verlängert werden. Insgesamt sollen mit dieser Technologie zwischen dem 1. und 23. Juli über 40.000 Coronavirus-Träger nachverfolgt und mehr als 67.000 Kontaktpersonen ermittelt worden sein. Die israelische Regierung hat am Mittwoch beschlossen, die an Wochenenden geltenden Einschränkungen für den Einzelhandel wieder aufzuheben. Die Maßnahme soll keine Auswirkungen auf die Infektionsrate gehabt haben. Auch öffentliche Kinderspielplätze dürfen wieder besucht werden. Prof. Ronnie Gamzu, Corona-Beauftragter der israelischen Regierung, warnte, ein teilweiser oder sogar landesweiter Lockdown sei möglich, sollte die Zahl der Neuinfektionen in den nächsten zwei Wochen nicht zurückgehen. Dieser sei jedoch „das letzte Mittel“, erklärte er. Gamzu plant, Stadtverwaltungen mehr Verantwortung bei der Eindämmung der Pandemie zu übertragen – in Koordination mit dem Gesundheitsministerium und der israelischen Armee.
Quelle: ICEJ-Nachrichten Deutschland vom 06. August 2020